Man versus Machine — ein Interview mit Marco Mehrwald – Sweet Magazin

Man versus Machine — ein Interview mit Marco Mehrwald

Specialty Coffee in höchster Qualität von der Bohne bis zum Geschmack: Life can be bitter, your coffee shouldn’t be! Aus dieser Überzeugung gründeten Cornelia und Marco die Rösterei Man versus Machine und vereinen gutes Design, Qualität und hellgeröstete Bohnen unter dem Krokodillogo. Wir sprachen mit Marco über wirklich guten Kaffee.

Interview: Sweet Communication

Was hat dich inspiriert, MvsM zu gründen und was macht euch einzigartig im Vergleich zu anderen Kaffeekonzepten? 

Ich habe MvsM nicht allein gegründet, sondern wir waren zu zweit (Cornelia und ich). Kaffee ist eines der wenigen Produkte, bei denen sich die meisten Menschen absolute High-End Qualität leisten können — wovon am Ende dann auch Kaffeebauern profitieren. Es gibt eigentlich keinen Grund, schlechten Kaffee zu trinken, darum wollten wir 2014 den Menschen in München Kaffee näherbringen, der fairer und transparenter gesourced und komplexer geröstet wird. Den hohen Qualitätsanspruch oder die Tatsache, dass wir Produktqualität über Wachstum stellen, gibt es auch woanders. Unser Crocodile Logo von Jon Contino aus Brooklyn, NY haben nur wir! 😉

Kannst du die Philosophie hinter MvsM beschreiben und wie sie die Auswahl der Kaffeebohnen beeinflusst? 

Damals haben wir Jon Contino als Briefing gesagt: Scandinavian freshness meets California skate culture, meets Japanese attention to detail. Das beschreibt es eigentlich ganz gut. Uns ist Qualität wichtiger als Wachstum. Und wir sind überzeugt, dass besserer Kaffee für alle besser ist. Vom Kaffeefarmer bis zum Kaffeetrinker. Dabei nehmen wir das Produkt und das Handwerk sehr wichtig und sehr ernst — ohne uns selbst dabei permanent zu ernst oder zu wichtig zu nehmen. Wir sind komplett unabhängig — kein fremdes Kapital, keine stillen Gesellschafter, keine Kredite. Das ermöglicht es uns, dass wir stets so entscheiden können, wie es langfristig Sinn macht. Für alle Beteiligten.

Nachhaltigkeit scheint ein wichtiger Wert bei MvsM zu sein. Wie integriert ihr Nachhaltigkeit in eure Geschäftspraktiken — von der Beschaffung der Bohnen bis zu Verpackung und Abfallbewirtschaftung? 

Wir verwenden einen wesentlichen Teil unserer Ressourcen (zeitlich und finanziell) darauf, dass wir sinnvolle, nachhaltige Lösungen finden — kompostierbare Packungen, wenn möglich organic certified Kaffee (viele Farmer sind zu klein, um ihren Kaffee zertifizieren zu lassen …) und auch von Take-away Cups bis hin zu reusable Cups versuchen wir unseren Footprint so klein zu halten, wie man es kann. Außerdem arbeiten wir grundsätzlich nicht mit Unternehmen, die unseren Werten widersprechen, so haben wir schon die ein oder andere Anfrage von Investoren oder aber FMCG-Konzernen abgelehnt.

Das Design und Ambiente von MvsM sind sehr markant. Wie gehst du den Designprozess an? 

Wir versuchen in erster Linie, uns nicht selbst zu wiederholen. Und etwas zu machen, bei dem man nicht nur das Gefühl hat, dass es visuell attraktiv ist, sondern bei dem immer auch eine Persönlichkeit drinsteckt. Ich finde gutes Design macht vor allem dann Spaß, wenn man nicht 100 % Konsistenz zeigt, sondern der Bauch auch entscheiden darf. Und wir haben keine Angst etwas auszuprobieren — das gilt immer im Designprozess. Auf unserer Website findet man ein Interview mit Jon Contino zu dem Logo, das ist sehenswert. 😉

Wie bleibst du innovativ und passt dich den sich ändernden Verbraucherpräferenzen in der Kaffeebranche an? 

Wir hinterfragen immer, was wir besser machen können. Und wir sind überzeugt, dass Verbraucher:innen spüren, ob man sich Mühe gibt (auch wenn mal was schief geht) oder ob man sich ausruht … Grundsätzlich gilt: Wir möchten es so machen, dass wir selbst genießen, bei uns Gast zu sein. Und damit keine Langeweile aufkommt, bringen wir zum Beispiel jedes Jahr zum Sommer- und Wintermenü jeweils mindestens ein neues Getränk heraus — das man so in München und zum Teil in Deutschland noch gar nicht findet (Japanese Flash Brew, Mizudashi, Espresso Freddo, etc.).

Welche zukünftigen Entwicklungen können wir von MvsM erwarten? 

Dass wir nach wie vor Qualität vor Wachstum stellen und uns so bemühen, als wären wir nicht vor 10 Jahren gegründet worden, sondern gestern (ohne das Chaos ;)) — und auch, dass wir finanziell unabhängig sind und alle Entscheidungen so treffen, wie sie für ein Familienunternehmen Sinn machen. Deswegen haben wir z.B. bisher auch alle Investorenanfragen abgesagt.

Wenn du die Gelegenheit hättest, mit einer außergewöhnlichen Person eine Tasse Kaffee zu trinken, wer wäre das und was würdest du mit ihm oder ihr besprechen? 

Mit Muhammad Ali geht es leider nicht mehr, es sei denn, ich bekäme eine Zeitmaschine. 

Welche Ratschläge würdest du abschließend angehenden Unternehmer:innen geben, die in den Bereich des Spezialitätenkaffees einsteigen möchten? 

Man sollte nicht denken, dass man ein Hobby zu einem bezahlten Hobby macht — sondern dass aus einem Hobby (oder einer Leidenschaft) ein Beruf wird, mit allem, was dazu gehört. Es ist Handwerk — kein Start-up Business. Wer sich in erster Linie Entrepreneur:in nennen möchte, sollte die Finger davonlassen. Joe Louis hat mal gesagt: „Der Wille zu gewinnen zählt nichts im Vergleich zur Vorbereitung auf den Sieg“. Das gleiche gilt auch für eine Unternehmensgründung.

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