Damn, you look good! – Sweet Magazin

Damn, you look good!

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland wird kommen, so lautet der Gesetzentwurf der Bundesregierung im April 2023. Mit dem designfokussierten Start-up AURIEY bereiten sich die Münchner Co-Founder Anna Grafe-Busch und Philipp von Frankenberg schon jetzt auf die Legalisierung der Heilpflanze vor.

Editor: Antonia Dittrich

Mit ihrem modernen Business gehen die beiden Gründer:innen, beide Eltern von zwei Kindern, mit dem Zeitgeist rund um die andauernden Legalisierungsvorhaben und treffen einen Nerv: AURIEY vertreibt als erster Anbieter auf dem europäischen Markt hochwertiges Smokers-Zubehör mit Design-Charakter — von Keramikbongs über bunte Papers bis hin zu Lifestyle-Goods wie Bücher und Raumsprays. Sie zeigen damit nicht nur auf, dass in diesem Marktsegment seit Jahrzehnten keine Innovationen stattgefunden haben, sondern möchten mit den hochqualitativen, präsentablen Zubehörartikeln auch den maßvollen Konsum einer der ältesten Heilpflanzen entstigmatisieren und ein hartnäckiges Klischee aufbrechen. 

Im folgenden Interview spricht Co-Founder und Geschäftsführer Philipp von Frankenberg über die Vision hinter dem Unternehmen, die Einstellung zu den aktuellen Legalisierungsdebatten und die Vorstellungen von der Zukunft — sei es mit oder ohne Cannabis-Legalisierung in Deutschland.

Lieber Philipp, wie kamen Anna und du darauf, AURIEY zu gründen?

Tatsächlich über Instagram — einer meiner besten Jugendfreunde ist Musikproduzent in Los Angeles und beim Durchscrollen seiner Timeline bin ich auf eine hübsche Pfeife aufmerksam geworden. So hatte ich Smokers-Zubehör zuvor noch nie gesehen! Daraufhin habe ich zu recherchieren angefangen und bin bald über verschiedene kleine Labels aus den USA gestolpert, die großartige Produkte mit einem hohen Anspruch an Design und Usability anbieten. Mein Gedanke: Das ist genau das, was hier in Europa fehlt! Daraufhin habe ich auch schon Anna, ihren beruflichen Hintergrund im Vertrieb von Designartikeln im Kopf, gefragt, ob sie nicht Lust hätte, sich dem Projekt anzuschließen.

Wie ordnet ihr den aktuellen Markt für Zubehör ein und was hebt AURIEY von diesem ab?

Der aktuelle Markt ist in meinen Augen rückständig, es wird zwar viel über die Legalisierung von Cannabis gesprochen, aber von einer großartigen Veränderung in der Zubehörbranche merken wir noch nichts. Es gibt zwar die ein oder andere Perle, auch hier in Deutschland, aber im Großen und Ganzen wirkt die Produktauswahl immer noch sehr „schmuddelig“. Dies ist jedoch kontraproduktiv für das Ziel, das Stigma eines gemäßigten Cannabiskonsums zu beenden — an diesem Punkt setzt wiederum unsere Vision an. 

Deiner Einschätzung nach: Welche Veränderungen wird es auf dem Zubehörmarkt geben, wenn die Legalisierung von Cannabis in Deutschland erfolgt?

Ich kann mir vorstellen, dass wir eine ganze Menge buntere und kreativere Zubehör-Optionen auf dem Markt sehen werden, sobald Cannabis legalisiert ist. Stellen Sie sich vor, wie viele Menschen bereit sind, ihre Vorliebe zur Heilpflanze mit der Welt zu teilen, wenn sie nicht mehr strafrechtlich verfolgt wird! Die Designer, insbesondere im amerikanischen Raum, legen einen großen Fokus darauf, auffällige Produkte zu kreieren, die die Aufmerksamkeit der Kund:innen auf sich ziehen.
Auch im Bereich Mode werden wir wahrscheinlich einige Cannabis-Brands sehen, die mit den größten Namen der Industrie zusammenarbeiten, um ihre Produkte zu vermarkten. Wer weiß, vielleicht werden wir in ein paar Jahren Cannabis-Kollektionen von Designern wie Gucci, Prada und Louis Vuitton sehen — wir sind auf alles vorbereitet!

Alles in allem denke ich, dass der Zubehörmarkt für Cannabis in eine aufregende und kreative Zukunft blickt, und freue mich darauf zu sehen, wie sich die Branche in den kommenden Jahren entwickelt — und natürlich noch mehr darauf, mit AURIEY von Beginn an als Vorreiter für einen neuen Zubehörmarkt dabei zu sein. 

Wie schätzt ihr die aktuellen Legalisierungspläne ein, wo liegen Chancen und Risiken, welche Bereiche sind noch ausbaufähig?

Neben diversen anderen Entwicklungen werden die Klassifizierung von Cannabis als kontrolliertes Genussmittel und die damit einhergehenden, vorgegebenen Qualitätsstandards zu einem besseren Schutz der Konsument:innen führen, was wir sehr begrüßen und wodurch auch gesundheitliche Risiken minimiert werden können.

Daneben macht die Legalisierung speziell in Großstädten den illegalen Handel unattraktiv, was einerseits das Rechtssystem entlastet, aber auch insbesondere zu einem besseren Jugendschutz führt. Das ist mir, spätestens seit ich selbst Vater zweier Kinder bin, ausgesprochen wichtig. 

Für den Erfolg eurer Produkte wäre eine schnelle Legalisierung sicherlich hilfreich, außerdem möchtet ihr „den maßvollen Genuss von Cannabis von seinem Schmuddelimage befreien“ — manche könnten euch fast eine Verherrlichung vorwerfen. Wie reagiert ihr darauf, auch in Bezug auf die Aufklärung der heranwachsenden Generation?

Was hier passiert, ist, dass man ein Genussmittel, das Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre vor allem aus wirtschaftlichen Gründen verboten und stigmatisiert wurde, wieder als Genussmittel zulässt. Daran ist im Grunde nichts Verwerfliches. Wir verstehen die Vorbehalte, schließlich lebt ja kaum noch jemand aus der Generation, als Cannabis das letzte Mal legal war. Wir denken allerdings auch, dass sich an den Nutzerzahlen nicht viel ändern wird. Ganz im Gegenteil lässt sich gerade der Jugendschutz durch eine klare Gesetzgebung und ein Mindestalter wesentlich besser durchsetzen und auch der „Reiz des Verbotenen“ verliert an Bedeutung.

Unser Fokus ist in erster Linie eine faire Gleichstellung der Konsumierenden. Sie können als Weintrinker:in auch für jede Rebsorte ein eigenes Glas kaufen oder für jede Rotweinsorte einen extra gestalteten Dekanter erwerben, ohne dafür verurteilt zu werden. Uns geht es also nicht um Verherrlichung, sondern um Stil. Und meist bringt ein gewisser Stil eben auch einen maßvollen Konsum jedweden Genussmittels mit sich.

Gibt es einen Plan B, sollte die Cannabislegalisierung in Deutschland doch scheitern?

Unser mittelfristiges Ziel ist nicht ausschließlich der deutsche Markt. Wir zielen von Anfang an auf den europäischen Markt mit immerhin knapp 40 Millionen regelmäßigen Genießer:innen ab. Zudem ist Deutschland nicht das einzige europäische Land mit Legalisierungsplänen bzw. wird in vielen Nachbarländern der Cannabisbesitz und -konsum nicht strafrechtlich verfolgt, sondern maximal als Ordnungswidrigkeit geahndet. Natürlich hoffen wir für unsere Community auf das Beste, für uns als Marke wird sich durch die Legalisierung nicht viel ändern, die aktuelle Debatte dazu ist allerdings schon jetzt hilfreich und bringt viel positive Aufmerksamkeit für unsere Mission mit sich.

Ihr erlebt die Entwicklung eines neuen Marktes aktuell hautnah mit — was macht euch an der Arbeit am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht es uns, das Thema Cannabis neu zu erzählen und zu bebildern. Schließlich ist es unsere Mission, das vorherrschende Stigma zu beseitigen, und das geht am besten, indem man die alten Bilder in den Köpfen der Menschen durch neue ersetzt. Das ist natürlich auch längerfristiges Ziel, denn auch der maßvolle Genuss von Cannabis wurde über fast drei Generationen hinweg in der Gesellschaft zum Teufelszeug erklärt. Aber wir werden unsere Vision weiterverfolgen und so hoffentlich das Bild des „Kiffers“ hin zu einem „Cannasseur“ verändern — online wie offline.

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